Fahrerlose Transportsysteme für alle! Was sich bisher nur für größere Unternehmen lohnt, soll auch für kleine Betriebe erschwinglich werden. An diesem Ziel arbeiten ein Start-Up aus Karlsruhe, die Flexlog GmbH, und das IPH – Institut für Integrierte Produktion Hannover gGmbH. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt wollen sie ein besonders günstiges und flexibles Fahrerloses Transportsystem entwickeln, das noch dazu ganz einfach in Betrieb zu nehmen ist.



Quelle: IPH – Institut für Integrierte Produktion Hannover gemeinnützige GmbH
Anschaffung häufig äußerst
aufwendig
Fahrerlose Transportsysteme (FTS) bringen Bauteile vom Lager in die Montage und
transportieren halbfertige Produkte von einer Arbeitsstation zur nächsten. Aus
den Logistikzentren großer Versandhändler und den Fabriken der
Automobilindustrie sind sie nicht mehr wegzudenken. Auch in manchen
Krankenhäusern werden die kleinen Transport-Roboter eingesetzt, um Stationen zu
versorgen und Müll zu entsorgen. Kleine Unternehmen nutzen dagegen sehr selten
Fahrerlose Transportsysteme. Kein Wunder, schließlich ist die Anschaffung
äußerst aufwendig. Aktuell wird fast jedes FTS individuell für den jeweiligen
Nutzer entwickelt. Das führt zu hohen Anschaffungskosten und langen
Lieferzeiten. Zudem wird Fachpersonal benötigt, um das FTS aufzubauen, zu
programmieren und in Betrieb zu nehmen – und das kann je nach Größe und
Komplexität des Systems mehrere Wochen oder sogar Monate dauern.
Ein günstiges und flexibles FTS, das wesentlich schneller einsatzbereit ist,
wollen das IPH und Flexlog in einem gemeinsamen Forschungsprojekt entwickeln.
Die Fahrzeuge sollen sich nach dem Baukastenprinzip zusammensetzen lassen,
aufwendige Konfigurationen durch Fachpersonal sollen nicht notwendig sein.
Stattdessen genügt ein kurzer Anlernprozess – und innerhalb eines Tages läuft
das System.
Entwicklungsarbeit
In den kommenden zwei Jahren entwickeln die Ingenieure am IPH hauptsächlich
Hardwarekomponenten für das FTS. Sie konstruieren eine Übergabestation, an der
die Fahrzeuge im Vorbeifahren selbstständig Kisten aufnehmen und ablegen
können, und sie legen einen Ladungsträger aus, der möglichst vielseitig
einsetzbar ist und Kisten unterschiedlicher Größe handhaben kann. Zudem
entwickeln die IPH-Ingenieure ein Plug&Play-fähiges Lastaufnahmemittel:
Nach dem Baukastensystem können sich Unternehmen künftig die passenden
Ladungsträger aussuchen. Über eine universelle Schnittstelle werden diese ans
Fahrzeug gesteckt und lassen sich jederzeit austauschen. Dadurch können die
Fahrzeuge unkompliziert an die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzer angepasst
werden.
Die Hardware für ein „schlaues“ Fahrzeuggehäuse, das eine Mensch-Maschine-Interaktion
ermöglicht, legen die Ingenieure am IPH ebenfalls aus. Über ein Touch-Display
können die Arbeiter mit dem Fahrzeug kommunizieren und sich beispielsweise den
Auftragsbearbeitungsstand anzeigen lassen. Parallel dazu entwickeln die
Flexlog-Mitarbeiter die Software: Mit entsprechenden Steuerungsalgorithmen kann
das Fahrzeug Wegstrecken automatisch und zuverlässig erlernen, die
Infrastruktur erfassen und sich im Raum orientieren. Über eine Frontkamera
erkennt das Fahrzeug Objekte, Fahrlinien, Haltelinien und vieles mehr. Flexlog
entwickelt außerdem ein unterbrechungsfreies und autonomes Ladekonzept: Denkbar
ist beispielsweise, die Fahrzeuge an den Übergabestellen im laufenden Betrieb
aufzuladen. Gemeinsam erarbeiten die beiden Projektpartner einen vordefinierten
Konfigurationsprozess, der sich sehr einfach und intuitiv bedienen lässt. So
kann der Endnutzer sein FTS innerhalb kurzer Zeit und ohne Vorkenntnisse in
Betrieb nehmen.
Projektziel
Ziel des Kooperationsprojekts ist ein Prototyp eines sehr günstigen und flexiblen
Fahrerlosen Transportsystems, das schnell einsatzbereit ist. Dadurch werden die
Anschaffungskosten stark sinken. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen
würde es damit wesentlich attraktiver, Fahrerlose Transportsysteme zu nutzen.
Deshalb unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium die innovative Idee:
Flexlog und das IPH erhalten für ihr Forschungs- und Entwicklungsprojekt
Fördermittel aus dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM).
Über IPH – Institut für Integrierte Produktion Hannover gemeinnützige GmbH
Das Institut
für Integrierte Produktion Hannover (IPH) gemeinnützige GmbH forscht und
entwickelt auf dem Gebiet der Produktionstechnik. Gegründet wurde das
Unternehmen 1988 aus der Leibniz Universität Hannover heraus. Das IPH bietet
Forschung und Entwicklung, Beratung und Qualifizierung rund um die Themen
Prozesstechnik, Produktionsautomatisierung, Logistik und XXL-Produkte. Zu
seinen Kunden zählen Unternehmen aus den Branchen Werkzeug- und Formenbau,
Maschinen- und Anlagenbau, Luft- und Raumfahrt und der Automobil-, Elektro- und
Schmiedeindustrie.
Das Unternehmen hat seinen Sitz im Wissenschaftspark Marienwerder im Nordwesten
von Hannover und beschäftigt aktuell ca. 70 Mitarbeiter, etwa 30 davon als
wissenschaftliches Personal.